Denkmal Wohnungslose Bühne

Obdach- und wohnungslose Menschen in Berlin

Obdachlosigkeit ist allgegenwärtig in Berlin. Überall in der Stadt sieht man Zelte und selbstgebaute Lager, sogenannte Platten. Menschen, die Straßenzeitungen verkaufen, gehören wie selbstverständlich zum Stadtbild, Bahnfahren und dem Kneipenbesuch. Gleichzeitig sind obdach- und wohnungslose Menschen unsichtbar. Die meisten gehen achtlos an ihnen vorüber, blicken nicht mal auf, wenn sie nach Geld gefragt werden. Das ist Ausdruck des gesellschaftlichen und politischen Umgangs: obdach- und wohnungslose Menschen werden systematisch von und aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Eine Stimme, ein Gewicht im Diskurs wird ihnen nicht zugestanden.Wohnungs- und Obdachlosigkeit ist die Schattenseite eines Marktes, der auf Wohnung als Ware basiert und damit von explodierenden Mieten und immer knapper werdendem Wohnraum geprägt ist. Die absurd hohen Wertsteigerungen von Grund und Boden führen dazu, dass alternative Wohnprojekte und Platten zunehmend brutal geräumt werden und verschwinden. Oft ersatzlos. Zudem werden bis zu 3000 Zwangsräumungen in Berlin durchgesetzt – jedes Jahr. 22 % der Menschen, die aus ihren Wohnungen zwangsgeräumt werden, landen dann auf der Straße.

Die Menschen auf der Straße bleiben oft ohne Perspektive: Der Weg zu einer Wohnung ist schwer, selbstgeschaffene Orte werden regelmäßig und systematisch geräumt, und sowohl politisch als auch gesellschaftlich will sich kaum eine*r mit dem Thema befassen. Dabei geht es ihnen nicht nur um irgendeine Bleibe, sondern v.a. um ein selbstbestimmtes Leben.

Obdachlosigkeit tötet

Dabei kann auf der Straße zu leben lebensgefährlich sein. Menschen sind dort in besonderem Maße ungeschützt und Gewalt ausgesetzt. Sie haben kaum Zugang zu Gesundheitsversorgung. Auch die Kälte im Winter kann lebensbedrohlich sein; die wenigen Institutionen, die es gibt reichen bei weitem nicht aus. Zumal diese zumeist nur die Symptome von Obdachlosigkeit bekämpfen, wie Suppenküchen, Straßenzeitungen oder den Kältebus.

Der Senat bekundet, bis 2030 die Obdachlosigkeit abgeschafft zu haben, das WIE bleibt er uns schuldig. Dabei wäre es so einfach, die Ursachen für Obdach- und Wohnungslosigkeit anzugehen. Der Senat könnte leerstehende Häuser, die reine Spekulationsobjekte sind, beschlagnahmen oder ihre Eigentümerinnen enteignen. Aber der Staat nimmt billigend in Kauf, dass die Einen immer reicher werden, während die Anderen nicht wissen, wo sie leben sollen. Die Eigentümerinnen haben ein Interesse an dem System festzuhalten, denn es dient als Drohszenario für die Mieter*innen ja immer pünktlich die Miete zu bezahlen, sonst landen sie auf der Straße. Ihr Leben, ihr Überleben, ihr Zuhause ist nichts wert gegenüber den Profitinteressen von Menschen, die gar nicht mehr wissen, wofür sie all ihr Geld ausgeben sollen.Dabei ist Wohnraum ein Menschenrecht!

Wohnungs- und Obdachlosigkeit sowie Zwangsräumungen sind Teile von struktureller Gewalt, die wir nicht hinnehmen!

Gedenken von unten

Das auf dem Leopoldplatz entstandene Denkmal hat die Form einer Bühne. Die Schriftzüge auf der Holzplatte setzen den Ort in Beziehung zur Besetzung der Habersaathstraße 46 im Jahr 2020. Darauf sind die Wünsche und Sehnsüchte von obdach- und wohnungslosen Menschen verewigt. Die Bühne ist somit eine Intervention: Sie gibt diesen Menschen eine Stimme, verschafft ihrer Perspektive und ihren Wünschen einen Ausdruck im öffentlichen Raum.Die wohnungslose Bühne ist aber auch eine reale Möglichkeit für jede*n, sich eine Bühne zu nehmen, Gehör zu finden. Auch und gerade für die, denen sonst nie zugehört wird. Die Bühne soll ein Ort der Versammlung und des Austauschs sein. Ein Ort, um die gesellschaftlichen Verhältnisse, die ihn nötig machen, offensiv anzuprangern. Aber auch ein Ort, an dem Menschen trauern können und all jenen gedenken, die den menschenverachtenden Zuständen zum Opfer gefallen sind.

Unterstützt die wohnungs- und obdachlosen Menschen in der Aneignung dieses Gedenkortes und kämpft mit ihnen zusammen für einen Verbleib des denkmals an diesem Ort!.

Unterschreibt unsere Petition!

https://www.openpetition.de/petition/online/das-denkmal-wohnungslose-buehne-im-wedding-soll-legalisiert-werden

Unterstützende:

Andrej Holm, Stadt- und Regionalsoziologe Humboldt-Universität Berlin

Berliner Obdachlosenhilfe

Bündnis gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn

Bündnis Zwangsräumung verhindern

Deutsche Wohnen & Co enteignen

Hände Weg vom Wedding!

Initiative Hermannplatz

Gangway – Straßensozialarbeit in Berlin e.V.

Katalin Gennburg, Mitglied der Berliner Abgeordnetenhaus

Klik e.V. – Hilfverein in Berlin

Leerstand Hab ich Saath

Martha Anna Kleedörfer, Vorsitzende der Parteil die Linke, Berlin Mitte

Mietenwahnsinn Nord

Notübernachtung für Frauen “Mitten im Kiez”

Wem gehört Kreuzberg

Wo ist unser Denkmal – Oplatz

Weitere Unterzeichner*innen werden wir in den nächsten Tagen auf unserer Homepage ergänzen.

Presse über die Bühne:

nd-aktuell / Moritz Aschemeyer / 12.12.21
Raus aus der Unsichtbarkeit
Denkmal in Wedding rückt Nöte obdachloser Menschen ins Licht der Öffentlichkeit


taz / Peter Nowak / 10.12.21
„Gedenkort von unten“ in Berlin
Eine Bühne für Wohnungslose